Der Tempelberg
Wie sich die Menschen durch
ein Bild verändern werden
27. 4. 2002 00:30
Das Bild, das ich meine, ist ein Bild eines Projekts, das, wie ich
meine, im Israelischen Fernsehen und über die arabischen Sender des Gebiets
immer wieder gezeigt werden muss. Es zeigt ein Modell der gesamten Anlage des
Neuen Tempels der Juden, insbesondere das Allerheiligste – errichtet hoch über
dem Felsendom. Eine architektonische Wunderkonstruktion, die natürlich weder
das Landschaftsbild, noch irgendetwas am Betrieb des gegenwärtigen Tempelbergs
stört.
Die ganze Anlage ist ein Symbol für die Einheit der Religionen – unter
Bewahrung ihrer jeweils verschiedenen Formen. Aber es ist eben ein Symbol in
Gestalt des Allerheiligsten des neuen Tempels. Dieses Symbol können alle drei
Religionen auf ihren eigenen Ursprung beziehen, auch die Moslems, denn der Raum
über dem Felsendom ist ja der Ort der Himmelfahrt ihres Propheten Mohammed.
Logischerweise ist die Einheit kein reines Geschenk, denn jeder von den
Dreien muss dafür von ihm lieb gewonnen Vorstellungen Abschied nehmen.
Die Israelis müssen Abstand nehmen von ihrer Idee des separaten Staates
der Juden, denn nur ein Gesamt-Palästina kann die Lösung sein in Hinblick auf
einen dauerhaften Frieden. Die Christen und die Moslems müssen jeweils Abstand
nehmen von gewissen Interpretationen ihrer Lehre.
Die Christen müssen sich beispielsweise verabschieden von ihrer Idee,
dass Jesus das einzige wirkliche Kind Gottes ist. Sie brauchen damit nichts aufgeben
und können doch ein völlig neues, und gleichzeitig völlig authentisches und
biblisches Verständnis von dem gewinnen, was Jesus gesagt und getan hat.
Die Moslems müssen sich verabschieden von ihrer Idee, dass der Koran
die allein und letztgültige Offenbarung ist, die allen anderen überlegen ist
und nicht durch die Umstände einer neuen Zeit überholt werden kann. Sie können
sich dadurch lösen von ihrem Zwang, die Zeit anzuhalten und aufspringen auf den
bereits längst abgefahren Zug, auf dem der Rest der Welt schon sitzt. Sie
werden eine moderne Form des Islam entwickeln, die die ursprüngliche
Spiritualität wieder belebt und gleichzeitig alle Möglichkeiten der heutigen
Wissenschaft und Technik einbezieht.
Und die Juden müssen sich auf ihre moderne Rolle als „Volk Gottes“
besinnen, dem es jetzt eben bestimmt ist, ein Symbol für die Einheit zu
erschaffen. Nämlich das beschriebene Bild umzusetzen – und dabei die auf dem
Tempelberg vorhandenen Heiligtümer der anderen Religionen nicht anzutasten,
aber einzubeziehen in den Tempel gewissermaßen als Vorhöfe des Allerheiligsten.
Und natürlich müssen sie die Palästinenser wieder in ihrem Land willkommen
heißen und mit ihnen teilen, was da ist, selbstverständlich mit gleichem
Stimmrecht. Sie müssen doch Vertrauen haben in ihre Vorbildrolle. Sie bekommen
dafür ihren ersehnten Tempel und sie müssen nicht mehr in dem Land enger
Grenzen und in einer geteilten Stadt leben. Vor allem aber haben sie ihre alte
Funktion wiedergefunden: Sie sind reinstalliert als
Volk Gottes, als Beispiel für alle Welt.
Und so werden alle profitieren von der Lösung.