Die Gefolgschaftstreue im Islam
6. 7. 2002
Durch
die auf die Religion gestützte Feudalstruktur herrscht in den islamischen
Gesellschaften eine Art instinktive Gefolgschaftstreue ganz ähnlich wie die Treue
des Rudels zu seinem Führer in den Tiergesellschaften.
Das
ist auch der Grund für die große Sympathie für den Nationalsozialismus, die in
islamischen Gebieten heute noch sehr weit verbreitet ist.
Das
Ideal des starken Führers, der unter völliger Missachtung möglicher Vorteile
für die eigene Person vollkommen aufgeht in seiner Führeraufgabe, erscheint
ihnen von Hitler erfüllt.
Als
nächstes ist diesem Ideal die Führungsmacht USA sehr nahe gekommen durch ihre
selbstlosen Einsätze besonders im zweiten Weltkrieg, sowie in all den späteren
weltweiten Engagements der USA einschließlich des kalten Kriegs.
Die
Gefolgschaftstreue richtet sich aber gern auf eine Person, nicht auf ein Land,
daher entsprachen die USA nie wirklich den Helden, die sich die islamischen
Menschen erträumten und daher gab es immer auch Widerstand gegen ihre
Führungsmacht und ihren Führungsanspruch.
Trotzdem
wurde die USA, wie es einem Tierrudelführer gebührt, idealisiert und sie blieb
größtenteils unangefochten, nicht nur im Siegeszug von Coca Cola und Hollywood.
Durch
die Ereignisse des Elften September ist aber eine Wende eingetreten. Die USA
haben Schwäche gezeigt. Und wie das in Tierrudeln ist, wo ein Rudelführer
Schwäche zeigt, gerät die Gefolgschaft ins Wanken. Große Teile des Rudels
agieren jetzt ihre bisher hinuntergeschluckten Aggressionen gegen ihren
Rudelführer aus und sammeln sich um den Herausforderer, der nun seinerseits
idealisiert wird.
In
unserem Fall war der Herausforderer bin Laden. Er hat es geschafft, zwei ganz
wesentliche Symbole der Macht in den USA und der gesamten industrialisierten
Welt zu zerstören bzw. erfolgreich anzugreifen, das World Trade Center und das
Pentagon. Und nun möchte er [sofern er noch lebt, falls er nicht mehr lebt,
dann möchten das seine Nachfolger – etwa Saddam Hussein] den alten Rudelführer
vollends ausschalten. Und die Anhänger sehen eine Chance, sie jubeln ihm zu und
bestärken sich gegenseitig in diesem [doch eher illusionären] Ziel.
Auf
solche Wirkkräfte jedenfalls lassen die Schriften einer bedeutenden
Saudi-Oppositionsgruppe in London schließen und vieler anderer islamischer
Wortführer, die jetzt ihre Opposition gegen die USA formulieren.
Es
ist daher nicht weiter erstaunlich, dass der alte Rudelführer USA den Kampf
entschlossen aufnehmen und dabei keinerlei Rücksichten auf die Kosten
nehmen will, offenbar in der Annahme, dass es in diesem Setting ausschließlich
um den Machtbeweis geht.