Ein Lösungsbild für den Kulturkonflikt
zwischen dem Islam und dem Rest der Welt
(20. 4. 2002)
Es gibt zwei Stufen.
Die erste Stufe ist die der
Lösung des Konflikts in Palästina. Jetzt bietet sich dafür eine einmalige
historische Chance.
Es wird aber notwendig sein,
sich zu lösen von dem Konzept der zwei Staaten. Es wird notwendig sein, das
ganze Gebiet zu einen.
Sharon ist gerade dabei, das
zu tun. Er wird die Terrornetze zerschlagen und dabei wird sich eine neue
Ordnung ergeben.
Entweder die Palästinenser
lassen sich darauf ein [und ergreifen die Chance, die für sie darin liegt,
nämlich die Mehrheit in diesem Staat zu sein und die Politik daher entscheidend
mitzubestimmen] oder sie lassen sich nicht darauf ein [weil sie aus
ideologischer Verbohrtheit die Chance gar nicht sehen können].
Wenn sie sich darauf
einlassen, dann, wie gesagt, haben sie eine faire Chance auch in der Zukunft
und in jeder Beziehung.
Wenn sie sich nicht darauf
einlassen, dann haben sie ein großes Problem. Sie werden zwar ihren separaten
Staat bekommen, aber darin aushungern – oder stetige strenge Kontrollen der
Israelis [oder einer internationalen Friedenstruppe] dulden müssen.
Und dann bleibt natürlich das
Problem der geteilten Stadt Jerusalem. Wie kann nur irgendwer denken, das
könnte lange gut gehen? Der nächste Konflikt ist da ganz klar vorprogrammiert.
Wenn sie sich aber darauf
einlassen, dann bedeutet das natürlich auch eine Angleichung der
Bildungschancen und –voraussetzungen für die
Palästinenser. Sie können sich zusammen mit den Israelis [und logischerweise
unter deren Führung, weil sie ja im Land ihrer Träume leben] ein Paradies
aufbauen, um das sie alle rundherum beneiden werden, was zur Nachahmung anregen
wird.
Ein von beiden Seiten als
„pluralistisch“ definierter Staat Palästina/Israel wäre ein wahrer Segen für
die ganze Welt.
Die zweite Stufe hängt
insofern mit der ersten zusammen, als eine Lösung des Palästinakonflikts
natürlich eine Entspannung bringen wird, die sich beispielgebend auch auf
andere Gebiete des Kulturkonflikts auswirkt.
Die zweite Stufe betrifft die
Bekämpfung des Terrorismus, dem sich die USA verschrieben haben im Namen der
Freiheit für alle Menschen.
Diese zweite Stufe wird ein
Umdenken von Seiten der Moslems auch in religiösen Angelegenheiten notwendig
machen.
Und auch hier gibt es wieder
die zwei Möglichkeiten, nämlich einer Annahme der Herausforderung oder einer
Ablehnung dieser Herausforderung und einem Beharren auf dem Besserwissen.
Die Annahme der
Herausforderung bedeutet Respekt vor allem Menschlichen, also vor allen
Möglichkeiten menschlichen Lebens. Das bedeutet natürlich eine Abkehr von der
Einteilung der Menschheit in Gläubige und Ungläubige, in der ein Mensch als
solcher gar nicht mehr wahrgenommen wird, sondern nur noch das Etikett. Und es
bedeutet eine Abkehr von der Bewertung des Koran als unüberholbare
letzt- und allein gültige Offenbarung für alle Menschen und eine Anerkennung
der Tatsache, dass Gott viele Wege hat, mit den Menschen zu kommunizieren und
dass es dazu letztlich gar keine bestimmten Instrumente oder Institutionen
braucht.
Die Annahme der
Herausforderung bedeutet Frieden.
Die Ablehnung der
Herausforderung bedeutet Krieg, ganz im wörtlichen Sinn – oder eine völlige
Isolierung aller Staaten, die sich nicht ausdrücklich und nachweislich mit
allen Mitteln für die Verfolgung jeder Art von Terrorismus einsetzen. Und das
setzt eben auch diese Aufklärungsarbeit voraus, durch die die gegenwärtige
Überhöhung des Koran aufgehoben wird. Die jüngste
islamische Erkenntnis geht schon in diese Richtung, indem sie sagt, dass die
Scharia nichts mit dem Koran zu tun hat.
Insofern hat der gegenwärtige
Kulturkonflikt sehr gute Aussichten, die Bewusstheit überall auf der Welt zu
heben, denn er kann nur durch eine höhere Bewusstheit aufgehoben werden.
Beide Parteien müssen die
Lage von einer übergeordneten Perspektive, nämlich von der Perspektive des
Ganzen aus betrachten und von da her ihre Schlussfolgerungen ziehen, anstatt
auf ihrer Froschperspektive zu beharren.
Insofern wird die Politik
Sharons natürlich nicht das bewirken, was Sharon vermutlich beabsichtigt,
nämlich die Stärkung eines rassisch gereinigten Israel, sondern die Juden
müssen einfach mit den Palästinensern teilen, was da ist.
Genauso natürlich haben auch
die Anschläge bin Ladens nicht nur das bewirkt, was sie erreichen wollten, sie
haben ja auch den Bewusstheitsprozess in Gang gesetzt, der Positionen wie die
Bin Ladens in Zukunft unmöglich machen wird.
Das ist immer das Paradox der
Geschichte. Der Wille stößt zwar etwas an, indem er etwas erzwingen will, aber
das Ergebnis ist nie das Gewollte, denn das Gewollte stellt sich als ein
Hirngespinst der Froschperspektive heraus, das natürlich angesichts der
Perspektive des Ganzen aufgehoben wird – und zwar letzten Endes ohne Reue,
sobald die Herausforderung angenommen ist.
Für den Fall, dass die
islamische Welt die Herausforderung nicht annimmt, droht ihr völlige Isolierung
und damit eine Art Aushungern, wie es die Sowjetunion erlebt hat, mit dem
Bankrott am Ende. Das ist kein sehr angenehmer Weg.
Und natürlich ist der Weg des
Terrors kein religiös begründbarer Weg, obwohl er gerade angeblich-religiös
begründet wird. In Wirklichkeit ist es nur ein Weg der Sturheit und der
Paranoia bei gleichzeitigem [religiös illusioniertem] Größenwahn. Es hat nichts
mit Religion zu tun. Es ist im Grund ein Minderwertigkeitskomplex bei
gleichzeitiger Leugnung dieses Komplexes und der Kompensierung durch eine
religiöse Phantasie. Anstatt die tatsächlich vorhandene Minderwertigkeit zu
sehen und da anzusetzen, um den eigenen Wert zu erhöhen, glaubt man, man selbst
habe bereits den höchstmöglichen Wert, denn man habe die höchste Wahrheit und
die anderen wären minderwertig, weil sie Ungläubige seien. Logisch dass das eine
völlig bornierte und der Realität nicht angemessene Sichtweise ist, die nur
Frustration und Misserfolg ernten kann.
Es ist natürlich nicht
angenehm, erkennen zu müssen, dass man sich auf einer vergleichsweise
primitiven Kulturstufe festgefahren hat, dass man, einer eingebildeten
religiösen Wahrheit zuliebe, nicht zur Kenntnis genommen hat, wohin sich der
Rest der Menschheit in der Zwischenzeit bewegt hat.
Dabei würde die
Weiterentwicklung der religiösen Wahrheit nicht den geringsten Abbruch tun,
aber natürlich muss eine höhere Stufe der Bewusstheit erreicht werden, eine
tiefere Einsicht in die Wirklichkeit und in die Geheimnisse Gottes. Der
Horizont muss sich weiten. Die ganze Welt muss einbezogen werden – samt ihren
real vorhandenen verschiedenen Wegen zum Heil.
Alles, was nötig ist, ist,
auf den Größenwahn zu verzichten, nämlich zu glauben, besser zu sein als
irgendjemand sonst aufgrund der Zugehörigkeit zu einem bestimmten
Glaubenssystem.
Alle Wege sind
gleichberechtigt. Jeder Mensch steht im Kontakt mit dem Ganzen, jeder auf seine
Weise. Daher ist Toleranz das oberste Gebot, das Einzige, was mit Gewalt
durchgesetzt werden darf.
Das setzt natürlich – und das
sage ich speziell den gläubigen Moslems – Vertrauen voraus, wirklichen Glauben
an den einen allmächtigen Herrn und Schöpfer dieser Welt, und damit
logischerweise daran, dass er die Zügel doch bereits in der Hand hat und dass
wir darauf bauen können. Wenn dieses Vertrauen nicht da ist, ist Toleranz
unmöglich.
Wenn die Toleranz aber da
ist, geht alles andere von selbst, nämlich das sich Einbinden in die größere
Einheit. Dann ist der Islam keine Gefahr mehr für den Rest der Welt und der
Rest der Welt keine Gefahr mehr für den Islam, daher ist Integration möglich –
natürlich nicht im Sinn eines Verlusts der Eigenständigkeit und der Eigenart,
sondern im Sinn einer Weiterentwicklung des islamischen Geists – aber eben
nicht mehr im Sinn einer Indoktrinierung und mit politischem Zwang, sondern in
Freiheit.
Und das betrifft natürlich
genauso die Juden. Sie sollen doch ihren Tempel haben – natürlich unter
Einbeziehung der gegenwärtigen Realitäten, etwa der Moschee und den Kirchen auf
dem Tempelberg. Diese Kultstätten müssen eben eingebunden werden in das größere
Heiligtum. Anstatt die Anderen rauswerfen zu wollen, muss der Tempel eine
Einheit erzeugen unter den Religionen. Dann entspricht er dem, was die heutige Rolle des Volkes Gottes nur
sein kann, nämlich wieder die eines Vorbilds, dem die anderen gerne nacheifern. Die bisherigen
Heiligtümer auf dem Tempelberg müssen eben als Arten von Vorhöfen des
Allerheiligsten des Tempels betrachtet werden.
Und dieses Allerheiligste des
Tempels können dann die Moslems genauso respektieren, wie die Juden die Moschee
und die christlichen Kirchen respektieren können. Und dieses Allerheiligste
muss nicht unbedingt auf dem Punkt stehen, auf dem bereits ein Heiligtum steht
– wenn sich eine Mehrheit der Juden aber darauf versteifen würde, dann könnte
das Allerheiligste ja sogar [bei den heutigen baulichen Möglichkeiten kein
Problem] über diesem Heiligtum errichtet werden gleichsam auch als Symbol für
die Himmelfahrt Mohammeds an dem Punkt. Das könnte doch im Sinn aller sein,
auch der Christen, die des Ursprungs ihrer Religion auch da gedenken und
symbolisiert sehen können.
Also was für eine gewaltige
Chance für die Menschheit!
Selbst Buddhisten und Hindus
werden dort hin pilgern, um eine besonders intensive Erfahrung von dem zu
bekommen, was der göttliche Geist [oder für die Buddhisten die Leere]
hervorbringen kann an Geist unter den Menschen, nämlich Bewusstheit.
Genau das kann eine ganz neue
Ära einer Weltkultur einleiten, die zu einer bis jetzt ungeahnten Blüte der
Menschheit führen kann.
Ich bin also durchaus kein
Antiislamist. Ich sehe nur, dass die Moslems möglicherweise die Hauptlast an
dieser Einheit zu opfern haben und dass ihnen das nicht leicht fallen wird. In
dieser einzigartigen historischen Situation wird es aber möglich durch diese
Vision. Einmal gesehen, wird ihr Lösungsbild die Sehnsucht der betroffenen
Menschen wecken und nicht aufhören, zu arbeiten, bis die Vision realisiert ist.
Davon träume ich und ich weiß, es ist möglich.
Es wird Zeit, dass wir den
Glauben an diese Möglichkeit erzeugen, damit die Möglichkeit Wirklichkeit
werden kann. Auf diese Weise entsteht Segen aus dem Glauben.
So wie es bisher ist,
entsteht Unheil aus dem Glauben. Es ist ganz klar, dass das nicht korrekt sein
kann. Setzen wir uns doch für das Heil ein und nicht mehr für das Unheil!
Wir müssen zu der höheren
Perspektive finden, in der sich die Konflikte zur Zufriedenheit aller lösen. Es
gibt sie. Es braucht dazu aber viel Kommunikation, das heißt viel Willen zu
verstehen. Und die Bereitschaft, die eigenen Positionen ein wenig zu lockern,
damit die neue Perspektive sich einstellen kann. Es kann nur die Perspektive
eines Himmels für alle sein. Die Zeiten der Perspektiven des Ausschließens sind
vorbei. Niemand kann sich mehr isolieren. Die ganze Welt ist die heutige
Herausforderung für alle.
In ihr das Paradies aufbauen,
das ist die Herausforderung. Das Paradies ist natürlich kein Schlaraffenland.
Alles Gute muss geschaffen werden. Und dafür braucht es Zusammenarbeit unter
einem Geist, unter dem Geist des Ganzen, auf den sich ja doch alle einigen
können, weil sie alle doch den Geist des Ganzen verehren. Sie müssen sich jetzt
nur einer neuen Dimension dieses Ganzen öffnen.
Dieses Projekt sollte doch
für alle eine Herausforderung sein, für die es sich lohnt, zu leben, das dem
Leben Sinn gibt und Glück bringt für uns und für alle. Wo soll denn das
Paradies sein, wenn wir es nicht erzeugen? Wie wollen wir je da hinkommen [auch
nach dem Tod], wenn wir uns nicht dafür einsetzen? Es ist unmöglich. Aber es
ist möglich, wenn wir die Herausforderung annehmen.
Also an die Arbeit.
Wir müssen natürlich zuerst
selbst die Perspektive des Ganzen bekommen, indem wir uns auf sie einstimmen.
Wir müssen die Hülle von Größenwahn und Paranoia durchbrechen. Sie hüllt uns
ein wie die Schale das Küken. Und so wie das Küken von innen peckt und drückt, so peckt und
drückt die Henne von außen, wenn es für das Küken Zeit ist, zu schlüpfen. In
unserem Fall peckt und drückt von innen her unsere
Unzufriedenheit mit der gegenwärtigen Situation des Grauens, und von außen
drückt und peckt der Geist des Ganzen, der doch
gesehen werden will. Aus ihm entstehen die Situationen, die gelöst werden
müssen und er präsentiert auch die Lösung, und seine Lösung ist eine Lösung, in
der alle gewinnen, in der es keine Verlierer gibt, in der Träume wahr werden –
nämlich der ewige Traum vom Paradies.
Das ist der Sinn des heutigen
Weltkonflikts. Er zeigt sich in diesem Lösungsbild.