Anmerkungen zu dem genialen Film
"Hinter
dem Horizont"
(Vincent Ward, 1998, mit Robin Williams)
Die äußere Handlung:
1.
Ein Mann und eine Frau treffen sich, verlieben sich,
heiraten und haben zwei Kinder. Er ist Arzt, sie arbeitet als Künstlerin für
ein Museum.
2.
Als das jüngere der beiden Kinder etwa 15 Jahre alt ist,
sterben beide Kinder bei einem Autounfall. Das Kindermädchen hat das Auto
gefahren, hatte aber keine Schuld an dem Unfall.
3.
Der Tod Ihrer Kinder erschüttert die Frau so sehr, das ein
vorübergehender Psychiatrieaufenthalt notwendig ist.
4.
Einige Jahre später wird auch ihr Mann bei einem Unfall
getötet.
5.
Die Frau wird damit nicht fertig und bringt sich um.
Die jenseitige Welt:
1.
Nach dem Unfall erwacht der Mann zunächst an der
Unfallstelle und sieht seinen Körper auf der Strasse liegen. Es ist außer ihm
noch jemand da, der ihn fragt, was er jetzt erlebt. Er glaubt, er wäre
ohnmächtig geworden.
2.
In der zweiten Szene sieht er sich im Krankenhaus auf der
Intensivstation und er weiß immer noch nicht, was geschehen ist.
3.
In der dritten Szene ist er zu Hause und sieht die trauernde
Familie. Nun kann er zum ersten Mal seinen Begleiter verschwommen wahrnehmen,
der versucht, ihm klarzumachen, dass er tot ist. er glaubt es aber noch nicht,
sondern er glaubt, in einem Traum zu sein.
4.
Erst als "der Traum" nach seinem Begräbnis immer
noch weiter geht, beginnt ihm zu dämmern, dass sein Begleiter die Wahrheit
spricht. Und von da an kann er diesen auch deutlich sehen.
5.
Nun "erwacht" er in einer gemalten Landschaft. Er
glaubt in seinem Begleiter einen ehemaligen, bewunderten Lehrer zu erkennen,
der, längst verstorben, nun aber wieder in einem jugendlichen Körper ist.
6.
Der ehemalige Lehrer ist jetzt sein Führer durch die
jenseitige Welt. Er erklärt ihm zunächst die Gesetze der jenseitigen Welt
(Gleichnis für diese Welt):
1.
Es gibt keine Regeln
2.
Was man sich vorstellt, ist wirklich
3.
Jeder erschafft sich eine andere Wirklichkeit, ein anderes
Universum, es ist Platz für alle diese unterschiedlichen Welten da (vgl. Jesus:
"Im Hause meines Vaters gibt es viele Wohnungen")
4.
Wenn zwei Menschen zusammen sind, können sie eine gemeinsame
Welt erschaffen, bzw. bei der Erschaffung kooperieren.
Diese Gesetze
werden im Weiteren des Films dargestellt und später, anlässlich des Todes
seiner Frau in noch tiefere Dimensionen hinein erklärt.
(Fortsetzung unten)
7.
Der Mann erkennt, das er in einem Gemälde seiner Frau
aufgewacht ist. Was seine Frau in ihrer Wirklichkeit nun weiter malt, erscheint
in seiner Wirklichkeit.
8.
Der Mann hat Sehnsucht nach seiner Frau, aber zunächst muss
er die jenseitige Welt kennen lernen, z.B. wie man sich darin bewegt: Da er
schon tot ist, kann er nicht mehr sterben. Die Schwerkraft ist zwar noch da,
aber sie ist nicht unüberwindlich. Er kann unter Wasser atmen, durch die Luft
fliegen, gedankenschnell laufen. Und er kann auch in seine frühere
Lebenswirklichkeit zurückkehren und seine Frau besuchen.
9.
Sein Frau spürt seine Gegenwart, wird von ihr aber
geängstigt, so dass ihm klar wird, dass er sie in Ruhe lassen muss. Das ist
sein Abschied von der alten Welt.
10.
Als er wieder aufwacht, ist sein Begleiter verschwunden,
aber eine hübsche junge Asiatin begrüßt ihn und sagt, sie müsste ihren Kollegen
nun vertreten, weil er als Seelenführer im Moment anderswo gebraucht würde. Die
junge Frau führt ihn in ihre Welt. Dort fliegen Menschen durch die Luft, es
herrscht eine heitere, spielerische Atmosphäre.
11.
In Gegenwart seiner neuen Führerin kommen ihm viele
Erinnerungen an seine verstorbene Tochter. Seine Führerin erklärt ihm, sie
hätte nicht immer diesen Körper gehabt, aber eines Tages, bei einer Flugreise
habe ihr Vater eine asiatische Stewardesse so sehr bewundert, dass sie den
Wunsch entwickelt hätte, genauso auszusehen, wie diese Frau. Und nun erkennt
der Mann in seiner Führerin seine eigene Tochter.
12.
Als sein vorheriger Führer wiederkehrt, erzählt ihm dieser,
dass sich seine Frau soeben umgebracht habe. Und er versucht, ihm klarzumachen,
dass er sie niemals wiedersehen könne, weil sie eine Selbstmörderin sei. Der
Mann ist über diese Aussage empört: Wieso soll seine Frau nun in der Hölle
sein, wo sie doch schon so viel im Leben ertragen habe müssen. Sein Begleiter
macht ihm klar, dass das nicht eine Strafe sei, sondern nur eine logische
Konsequenz aus ihrem Geisteszustand. Selbstmörder können nicht anders, als eine
kaputte Welt erschaffen. Sie haben ja ihren Glauben an das Leben verloren.
Daher können sie keinen Kontakt zu den Lebendigen haben.
13.
Als der Mann das so nicht akzeptieren will, auch mit dem
Hinweis auf Regel eins, nach der es keine Regeln gibt, erklärt sein Freund, er
würde einen Spurenleser engagieren für eine Reise in die Welt seiner Frau.
14.
Sie treffen den Spurenleser in einer überirdischen
Bibliothek. Er gibt kleine Hinweise auf seine Identität, aber der Mann versteht
sie nicht. Sie machen sich zusammen auf den Weg.
15.
Am Rand der Hölle kommen dem Mann verstärkt Erinnerungen an
seinen Sohn. Er erinnert sich, dass er einmal zu ihm sagte: "Wenn ich
einmal durch die verdammte Hölle gehen müsste, dann würde ich mit niemand
anderem dorthin gehen, als mit dir!" Als sich sein ursprünglicher
Begleiter im Nächsten Moment ins höllische Kampfgetümmel stürzen will, reißt er
ihn zurück und wundert sich selbst über seine Worte: "Deine Mam ist nicht
da drin!" Augenblicklich erkennt er in seinem Begleiter seinen Sohn. Er
ist jetzt schwarz und nicht der ehemalige Lehrer, den er zuerst in ihm zu
erkennen glaubte.
16.
Der Spurenleser fordert den Mann nun auf, sich von seinem
Sohn zu verabschieden, weil er sonst die Fährte zu seiner Frau nicht finden
könne.
17.
Auf der weiteren Reise durch eine gespenstische Welt gibt es
einige Trugbilder, aber der Mann erkennt sie rechtzeitig und geht weiter.
18.
Schließlich landen sie in einem unterirdischen Gewölbe, das
aber einfach ein auf den Kopf gestelltes hohes gotisches Kirchengewölbe ist.
Sie fallen hinein. Unten erklärt der Spurenleser, sie wären nun angekommen, die
Liebe seiner Frau hätte ihn den Weg finden lassen. Er ermahnt ihn noch, nicht
länger als drei Minuten bei seiner Frau zu verweilen, weil die Gefahr bestünde,
dass er seinen Verstand verlöre. Und falls er in die Welt seiner Frau
hineingezogen würde, gäbe es für ihn keine Möglichkeit mehr zurückzukehren.
19.
Der Mann betritt das Haus seiner Frau und findet sie. Alles
ist in einem desolaten Zustand, sie erkennt ihn nicht. Er stellt sich daher als
neuer Nachbar vor und versucht nun auf ähnliche Weise, wie zuvor seine Kinder
mit ihm, sie dazu zu bringe, sich zu erinnern. Wenn sie ihn erkennen würde,
wäre sie aus ihrer Hölle befreit. Aber nach kurzer Zeit schon fordert sie ihn
auf, zu gehen. Mit einer Ausrede bleibt er und erzählt ihr nun eine Geschichte
um die andere aus ihrem Leben, alles Geschichten von Rückkehr und Versöhnung.
20.
Als er eine erste Erinnerung erreicht hat, die sie
allerdings wieder abgelehnte, kehrt er zu dem Spurenleser zurück und sagt ihm,
er brauche nicht länger warten, denn er würde nun bei seiner Frau bleiben. Nun
gibt der Spurenleser weitere Hinweise auf seine Identität und der Mann erkennt
ihn als den Lehrer, den er in seinem ersten Führer schon zu erkennen geglaubt
hatte. Damit kehrt er zu seiner Frau zurück.
21.
Er führt nun seine Frau zur vollen Erinnerung, aber genau an
dem Wendepunkt versinkt er in ihrer alten Welt. Nun muss sie ihn da wieder
heraus führen. Und es gelingt ihr auch.
22.
Beide sind nun in der Welt, die sich der Mann schon zuvor
erträumt hatte, vereint mit ihren beiden Kindern.
23.
Die beiden entschließen sich zu einer Wiedergeburt, da sie
sich als Zwillingsseelen erkannt hatten.
24.
In der letzten Szene spielen zwei Kinder auf einem
Bootssteg. Beide lassen kleine Spielzeugboote auf dem Wasser fahren. Und diese
stoßen zusammen. Da sehen sie sich an, lächeln sich an und gehen aufeinander
zu. Sie haben sich in der nächsten Welt wieder gefunden.
Eine Fortsetzung (Anwendung) der Regeln des
Jenseits:
6.5 In der jenseitigen Welt erscheint jeder in der
Gestalt, die er/sie haben möchte. Das bedeutet, dass andere sie unter Umständen
nicht wiedererkennen - oder erst nachdem sie dieses Gesetz erkannt haben.
6. 6 Selbstmörder kommen nicht ins Paradies, weil
ihre Gedanken eine desolate Welt erschaffen.
6.7 Das ist keine Strafe, sondern eine logische
Konsequenz.
6.8 Bei dem Versuch, jemanden aus der
"Hölle" zu befreien, kann der Befreier selbst "den Verstand
verlieren", d.h. in die höllische Gedankenwelt hineingezogen werden. Dann
gibt es keine Rettung (vgl. S. Grof's zweiten Zustand der Unbewussten, nämlich
die Phase der vor der Geburt einsetzenden Wehen, in der es keinen Ausweg gibt.
Grof sagt, dass Menschen durch Ereignisse in diesen Bewusstseinszustand
hineingezogen werden können und dass sie dann von selbst keinen Ausweg mehr
finden können.)
6.9 Wenn die Liebe größer ist, als die Angst vor
dem eigenen Untergang, kann eine Brücke entstehen, durch die der Verlorene ins
Paradies zurückkehren kann. Dann überwindet die Liebe Untergang und Tod und
erwacht auch selbst zu neuem Leben.
6.10 Eines des wichtigsten Gesetze heißt
daher: Manchmal ist es so, dass man verliert, wenn man gewinnt. Und manchmal
ist es so, das man gewinnt, wenn man verliert.
Weitere Ableitungen - für dieses Leben:
1.
Auch hier ist es so, dass nichts anderes als der Glaube die
Realität erschafft. Jeder lebt in der Welt, an die er glaubt.
2.
Auch hier ist es so, dass wir die Gesetze des Lebens erst
entdecken müssen.
3.
Auch hier brauchen wir Erinnerungshilfen.
4.
Auch hier ist es so, dass Selbstvorwürfe das Erkennen der
Realität unmöglich machen.
5.
Auch hier ist es so, dass man manchmal verliert, wenn man
gewinnt und dass man manchmal gewinnt, wenn man verliert.
6.
Auch hier ist die größte Gefahr, dass man sich verliert
(dann verliert man seinen Verstand).
7.
Wenn man sich versteckt, hat man sich zum Teil schon
verloren.
8.
Wenn man aufgibt, ist man verloren.
9.
Auch hier ist die Liebe stärker als der Tod.
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