Warum musste
Jesus sterben?
In einer
globalisierten Welt ein neuer Blick auf den „Christus“
und die, die ihm
nachfolgen
17.8.2008
Nietzsche
sagte zurecht: „Die Christen müssten mir
erlöster aussehen.“ Das Geheimnis der Erlösung durch Jesus wird
von den meisten derer, die sich Christen nennen, ganz offensichtlich nicht mehr
begriffen.
Wenn
wir heute verstehen wollen, warum Jesus sterben musste, genügt es daher
nicht, dass wir uns die theologischen Aussagen über ihn vor Augen halten
– denn gerade diese Aussagen sind in unserer Zeit für viele kaum
noch zu verstehen; zu sehr unterscheidet sich unsere heutige Weltanschauung von
der der Zeit Jesu und auch von den Zeiten, in denen die wichtigsten
dogmatischen Aussagen über ihn formuliert worden sind.
Und
dennoch können wir mit der zentralen Aussage der ersten Konzilien beginnen, die Jesus als „Gottes Sohn“
bezeichnen und uns fragen, was diese Bezeichnung bedeutet und ob wir darin
einen Schlüssel finden zu der Frage, warum Jesus von so vielen als
„Erlöser“ angesehen wurde und wird.
Die
Bibel gibt eine vielleicht überraschende, aber doch logische Antwort auf
diese Fragen. In ihrem großen, einleitenden Gedicht mit seinen tiefen,
archetypischen Bildern spricht sie über den fortwährenden
schöpferischen Prozess. Und darin teilt sie uns eine für unsere Frage
entscheidende Einsicht in die Natur des Menschen mit: „Gott schuf den
Menschen nach seinem Bild“ (Gen 1,26). Gemäß dieser Aussage
ist jeder Mensch eine göttliche Erscheinung oder, gewissermaßen,
„ein Kind von Gott“.
Wenn
wir uns jenseits von Bibel und Religion fragen, was ein Mensch eigentlich ist
und mit dieser Frage auf dem Herzen die Welt betrachten, dann sehen wir, dass
überall auf der Welt und insbesondere in der Evolution, die uns
hervorgebracht hat, eine absolut geniale Kraft am Werk ist. Immerhin sind auf
unserem Planeten aus Steinen
schließlich wir Menschen entstanden – und zwar ganz von selbst,
ohne dass irgendwer „Hokuspokus!“ sagen hätte müssen,
sondern einfach indem in scheinbar ausweglosen Situationen immer wieder
Lösungen gefunden worden sind, weil eben offenbar in allem eine absolut
geniale Kraft wirkt und daher logischerweise auch im Menschen.
Diese
geniale Kraft nennt die Bibel „Gott“. Auch völlig
ungläubige Naturwissenschaftler können immer wieder nur mit mehr oder
weniger Erstaunen die genialen Wirkungen der Naturkräfte beobachten, deren
Genialität natürlich auch das innere Wesen des Menschen bildet. Die
Bibel sagt einfach, er sei „ein Bild von Gott“ und damit bietet sie
Möglichkeiten, von denen Menschen, die die religiöse Sprache
ablehnen, nur träumen können.
Damit
sind wir schon bei Jesus und bei der Frage, woher seine Kraft kam, auf so viele
heilend zu wirken: Im Unterschied zu den meisten anderen Menschen war er sich
seines göttlichen Ursprungs bewusst.
Und seine Bewusstheit war mehr als eine
bloß verstandesmäßige Einsicht – und wegen der Abnutzung
der Begriffe reicht es auch kaum, von einer „mystischen Einheit“
des Menschen Jesus mit seinem göttlichen Grund zu sprechen – und
doch ist es genau das, was Jesus zu dem machte, was er war. Von da her kam
seine Kraft. Deshalb konnte er sagen „Ich und der Vater sind eins“
und deshalb konnte er diese unglaublichen Dinge tun.
Doch von da her wusste er auch, dass
diese Kraft nicht nur ihm, sondern allen zur Verfügung steht, die ihrem
göttlichen Grund erlauben, die Kontrolle über ihr Leben zu
übernehmen. Deshalb konnte er zu seinen Jüngern sagen, sie
könnten sogar noch größere Dinge tun, als er sie getan hat (Joh 14,12).
Doch warum konnten sie es dann nicht?
Weil ihnen seine Klarheit fehlte –
wie sie auch uns fehlt.
Deshalb geht der Evangelist Johannes in
der Einleitung zu seinem Evangelium (Joh 1,12) einen
Schritt hinter Genesis 1,26 zurück. Er sagt: „Er gab ihnen die Macht, Kinder Gottes zu werden.“
Es fehlt ihnen also noch etwas zur Realisierung des Kind
Gottes Seins.
Und damit kommen wir bereits zu der
Frage:
„Warum musste Jesus
sterben?“
Um die Antwort gleich vorweg zu nehmen
– Jesus musste sterben, weil seine Jünger ihr Kind Gottes sein noch nicht
realisiert hatten. Deshalb konnten sie nicht glauben, dass auch sie die
Dinge tun konnten, die er tat.
Und warum heißt es, er ist für
uns gestorben?
Weil auch wir es nicht glauben
können!
Doch wie soll sein Tod diese Klarheit
schaffen und diesen Glauben ermöglichen?
Gehen wir zurück in der Zeit.
Begleiten wir Jesus und seine Jünger:
Jesus heilte Kranke. Er war dafür
so berühmt, dass ihm die Leute in solchen Scharen nachliefen, dass er
nirgends mehr seine Ruhe hatte. Und überall, wo er hinkam, wurden noch
mehr Kranke geheilt.
Die Jünger waren voller Bewunderung
für ihn.
Sie konnten nicht glauben, dass sie imstande
sein sollten, die gleichen Dinge zu tun wie er. Dass sie sogar noch
größere Dinge tun könnten, war für sie völlig
unvorstellbar. Aber den Glauben genau daran wollte er bei ihnen erreichen.
Deshalb hatte er ihnen erklärt, dass sie wiedergeboren werden müssten
aus dem Geist (Joh 3,5). Aber was sollte das
bedeuten?
Jesus meinte, sie müssten sich, wie
er, darauf besinnen, wer sie eigentlich waren. Und von da her müssten sie
neue Menschen werden, nämlich echte Kinder Gottes, denn echte Kinder
Gottes können die Dinge tun, die Jesus getan hat.
Doch das sich darauf Besinnen
reichte offensichtlich nicht. Während sie ihn begleiteten, konnten sie
sich das nämlich überhaupt nicht vorstellen. Neben ihm kamen sie
sich nichtig und ohnmächtig vor.
Das sehend, wurde ihm klar: Er
war das Hindernis.
Wenn sein Traum wahr werden sollte,
nämlich dass durch ihn auf Dauer Erlösung in die Welt gebracht werden
würde, musste er seine Schüler befähigen, seine Arbeit
weiterzuführen und seine Nachfolge anzutreten. Und sie mussten dann
ihrerseits imstande sein, wieder Schüler zu befähigen, diese Arbeit
weiterzuführen. Daher musste das, was seine Schüler behinderte,
beseitigt werden. Damit sie Kinder Gottes werden konnten, musste er
verschwinden.
Er konnte aber nicht einfach weggehen,
denn dann hätten sie gemeint, er habe sie im Stich gelassen.
Er musste ihnen auf die grausame Art
genommen werden, auf die er ihnen dann tatsächlich genommen wurde! Es gab
keinen anderen Weg. Und so entschloss er sich, dieses Los auf sich zu nehmen
und sein Leben auf diese Weise hinzugeben – nicht aus Ehrgeiz und kalter
Didaktik, sondern aus Liebe.
„Daran haben wir die Liebe
erkannt, dass Er sein Leben für uns hingegeben hat“ (1Joh 3,16):
Durch seinen Tod wurde das Leben seiner Freunde in unermesslicher Weise
aufgewertet. Erst dadurch konnten sie ihre Gotteskindschaft im vollen Maß
realisieren. Erst dadurch bekamen sie die Kraft, die er hatte, erst dadurch
konnten sie seine Nachfolge antreten – und nicht nur sie, sondern auch
ihre Schüler und wieder deren Schüler bis herauf in unsere Zeit.
Sein Tod nämlich zerstörte das
alte Selbstverständnis der Apostel, in dem sie nicht an die Kraft in sich
glauben konnten; und dadurch konnten sie als neue Menschen wiedergeboren werden,
die nun nicht mehr durch ihre anerzogenen kleinlichen Vorstellungen gelenkt
wurden, sondern durch ihren göttlichen Grund, eben so wie Jesus auch.
Diese Chance hat Jesus gesehen. In ihr
konnte er seine Berufung (seinen „Traum“) verwirklicht sehen, zum Erlöser
(Messias) zu werden für seine Schüler und für alle
künftigen Generationen von Schülern. Darauf vertraute er und weil er
die Menschen so sehr liebte, handelte er danach bis zur Hingabe seines Lebens.
Als er sich entschieden hatte, machte er
seine Jünger darauf aufmerksam, dass es geschehen würde.
Und die Zeit rückte näher
– ja er holte diese Zeit heran, indem er zum Pessachfest
nach Jerusalem pilgerte.
Er mietete dort ein Haus, um seine
Jünger dann, wenn es geschah, dort versammelt zu haben.
Und dann lieferte er sogar noch den Anlass
zu seiner Verhaftung, indem er im Tempel die Tische der Händler
umstieß, denn damit musste die Tempelpolizei früher oder später
handeln.
Dann bereitete er seinen Jüngern
sein letztes Abendmahl.
Er nahm dabei das ungesäuerte Brot
des Abends des Auszugs aus der ägyptischen Sklaverei. Er bezeichnete
dieses Brot als seinen Leib und sagte seinen Jüngern: wenn sie dieses Brot
äßen, würden sie ihn zu sich nehmen.
Dann nahm er den Becher Wein vom Abend
des Auszugs aus der Sklaverei und er bezeichnete den Wein als das Blut des
Opferlamms.
Wie die Israeliten damals durch das Blut
des Lammes, das an ihre Türen gestrichen worden war, vom Zugriff des
Würgeengels bewahrt wurden und in die Freiheit ziehen konnten, so
würden seine Jünger jetzt durch sein Blut befreit von der Enge ihrer
Vorstellung, die ihnen nicht erlaubte, sich als wirkliche Kinder Gottes zu
fühlen.
Sie sollten sein Blut trinken, damit sie
aufwachten zur Freiheit des Kind-Gottes-Seins samt der Kraft, die damit
verbunden ist – aber auch samt der Verpflichtung, die damit verbunden
ist, nämlich einander als etwas Göttliches zu respektieren und
füreinander da zu sein. Um das zu zeigen, wusch er ihnen an diesem Abend
die Füße.
Dann ging er mit ihnen hinaus auf den
Ölberg, um sich auf die kommenden qualvollen Stunden und auf seinen Tod
vorzubereiten.
Die Jünger begriffen nicht, was es
geschlagen hatte. Sie begannen erst zu verstehen, als sie die Tempelwache auf
sie zukommen sahen. Erst als Jesus verhaftet war und abgeführt wurde,
begann ihnen zu dämmern, dass das, was er ihnen vorhergesagt hatte, nun
wirklich eintreffen würde.
Da bekamen sie es mit der Angst zu tun.
Da leugnete Petrus, Jesus zu kennen.
Und dann nahmen die Dinge ihren Lauf:
Jesus wurde verurteilt und gekreuzigt. Und da standen sie nun unterm Kreuz,
fassungslos, und mussten zusehen, wie er starb!
Und kaum war er tot, musste alles sehr
schnell gehen: Es war nämlich schon 15 Uhr – und um 18 Uhr mussten
sie zu Hause sein wegen des Sabbat.
Einer von den Oberpriestern, der die
Lage durchblickte, stellte ein Grab zur Verfügung. Sie nahmen Jesus vom
Kreuz, wickelten den Leichnam in Tücher und legten ihn in das Grab.
Sie agierten wohl nur noch wie
Automaten. Es war Sabbat und sie bereiteten die Sabbatfeier vor. Sie waren
froh, dass sie sich am Ritual festhalten konnten, denn sie konnten nicht
begreifen, wie das alles geschehen hatte können – am Abend davor war
er doch noch bei ihnen gewesen und jetzt war er tot! Am Abend davor hatte er
den Pessachabend mit ihnen vorweggenommen. Und jetzt, beim Sabbatmahl erinnerte sie
alles daran, was sie am Abend davor erlebt hatten – nur war er jetzt
nicht mehr da, denn jetzt war er tot!
Am nächsten Morgen, als sie
aufwachten, hofften sie, alles möge nur ein böser Traum gewesen sein,
aber nein, es war kein Traum, es war real. Sie gingen zur Sabbatfeier in die
Synagoge, aber wohl wieder nur wie Automaten.
Dann waren sie wieder zu Hause, immer
noch völlig unfähig, zu begreifen, was geschehen war. So verging der
Sabbat, in Trauer, in Klagen, in Erinnerungen, fast in Verzweiflung. So wurde
es Abend und so wurde es wieder Morgen.
Da nun keine Sabbatruhe mehr galt,
beschlossen einige der Frauen, zum Grab zu gehen, um den Leichnam Jesu
einzubalsamieren.
Andere der Jünger hielten es hier
nicht mehr aus. Sie wollten nur noch nach Hause, zu ihren Eltern, zu ihren
Verwandten. Sie wollten nach Emmaus (Lk 24,13-35).
Sie verließen Jerusalem und gingen Richtung Heimat.
Unterwegs trafen sie einen Mann. Sie
kannten ihn nicht. Er fragte sie, warum sie so betrübt waren. Sie
erzählten es ihm. Der Mann wusste von nichts. Auch von Jesus wusste er
nichts. Sie erzählten ihm daher ihre ganze Geschichte. Sie erzählten
ihm auch von den Heilungen und weil der Fremde es ganz genau wissen wollte,
sagten sie ihm auch, dass Jesus ihnen gesagt hatte, sie könnten alle die
Dinge, die er getan hatte, auch tun.
Da ließ sich der Fremde noch
genauer berichten, was Jesus getan hatte und wie er es genau getan hatte. So
verging die Zeit und schließlich waren sie in Emmaus. Der Fremde wollte
weitergehen, aber sie drängten ihn, doch bei ihnen zu bleiben und er
blieb.
Sie traten ein in das Haus ihrer
Familie, die bis da hin noch nichts von dem wusste, was geschehen war. Sie
erzählten es. Da war die Betroffenheit groß. Als sich alle ein wenig
von dem unmittelbaren Schock der Nachricht erholt hatten, wurde Essen
vorbereitet.
Der Fremde bekam den Ehrenplatz, den
Platz, an dem auch Jesus schon gesessen hatte. Weil ihm als dem Ehrengast das
zukam, sprach er zu Beginn des Mahls den Segen, wie Jesus es getan hatte und er
nahm das Brot und teilte es und reichte allen ihre Stücke. Und in dem
Moment geschah es:
Sie sahen Jesus in dem Fremden –
aber nur für einen Moment! Dann nämlich wurden sie eingeholt von der
Wirklichkeit: Jesus war tot! Sie waren wieder im Schock – aber auch nur
für einen langen Moment, denn dann erinnerten sie sich, dass Jesus
ihnen das alles vorhergesagt hatte und dass er ihnen auch gesagt hatte, dass
sie nach seinem Tod seine Nachfolge antreten würden.
Bisher hatten sie sich darunter gar nichts
vorstellen können, aber jetzt begann es ihnen zu dämmern: Er hatte
ihnen doch gesagt, sie könnten die Dinge, die er getan hatte, ebenso tun.
Aber wie sollte das möglich sein? – Wie war es für ihn
möglich gewesen? Das Gespräch mit dem Fremden hatte sie vorbereitet,
jetzt zu verstehen:
Jesus wusste sich als Kind seines
himmlischen Vaters! Nun fiel es ihnen wie Schuppen von den Augen, denn jetzt
wurde ihnen mit einem Mal mit jeder Faser ihres Seins klar, dass sie doch
ebenso Kinder des gleichen himmlischen Vaters waren! Und indem diese
Bewusstheit in ihnen Gestalt annahm und damit die Verzweiflung verdrängte,
begannen sie mehr und mehr zu fühlen, dass sie verwandelt wurden, dass sie
neue Menschen wurden.
Die beiden Emmausjünger
sahen sich vielleicht in die Augen und bemerkten, dass sie beide das Gleiche
erlebten.
In einem Crescendo des Begreifens wurde
ihnen bewusst, dass das, was Jesus gewesen war, nicht tot war,
dass Jesus in keinem Grab zu finden war,
sondern dass er lebte,
weil er doch in ihnen lebendig war,
und dass er damit von den Toten
auferstanden war.
Wie nie zuvor spürten sie das
Erbarmen, aus dem heraus er sein Leben für sie hingegeben hatte. Es
öffnete ihr Herz in maßloser Liebe.
Dieses Erleben erfüllte sie mit
solcher Freude, dass sie aufsprangen, um den anderen ihr Erlebnis mitzuteilen.
Dann verabschiedeten sie sich, weil sie
das, was sie jetzt erfahren hatten, unbedingt den anderen Aposteln in Jerusalem
berichten mussten. Und sie liefen, wie in einem Marathon, zurück nach
Jerusalem.
Überschwänglich erzählten
sie den anderen Aposteln, was sie erlebt hatten: „Wir haben den Herrn
gesehen“, sagten sie.
Die Apostel ließen sie ausreden,
aber dann sagten sie ihnen: „Wir haben ihn auch gesehen.“
Und nun, da sie begriffen hatten, warum
Jesus sterben hatte müssen, rekapitulierten die Apostel nun Tag um Tag
alles, was sie mit Jesus erlebt hatten. Und sie brachten alles, was Jesus
gesagt und getan hatte, in Zusammenhang mit dem Geheimnis seiner Kraft, das
ihnen nun offenbar geworden war:
Er hatte alles, was er getan hatte, in
dem Bewusstsein getan, ein wirkliches Kind Gottes zu sein. Als eine
Erscheinung Gottes war er den Kranken begegnet – und das hatten die
Kranken gespürt, denn sie hatten die göttliche Kraft gespürt,
die von ihm ausgegangen war.
Und umso länger sie sich an alles
erinnerten und alles, was er getan hatte, nachvollzogen, umso mehr spürten
sie diese göttliche Kraft auch in sich. So verbrachten sie nun die
folgenden 50 Tage von Morgen bis Abend.
Und am 50. Tag war diese göttliche
Kraft in ihnen so stark, dass sie wussten, dass sie jetzt bereit waren, seine
Nachfolge anzutreten.
Das erfüllte sie mit solcher
Freude, dass sie in dem Haus, in dem sie seit Pessach
waren, herumsprangen und sangen und tanzten und jubelten.
Sie merkten gar nicht, dass sie dabei so
viel Lärm machten, dass auf der Straße die Leute zusammenliefen und
sich fragten, was da los war.
Eine riesige Menschenmenge hatte sich um
das Haus versammelt und die Leute begannen auch draußen herumzuschreien.
Einige verstanden nämlich genau, was sich in dem Haus abspielte,
während andere meinten, die da drinnen wären einfach nur betrunken.
Als der Lärm draußen
schließlich größer war, als der drin, bemerkten auch die
Apostel, dass da etwas im Gange war.
Sie traten ans Fenster und sahen,
völlig überrascht, diese riesige Menschenmenge. Da erkannte Petrus
seine Chance und er begann zu den Menschen draußen zu sprechen und ihnen
zu erklären, was mit den Bewohnern des Hauses geschehen war.
Er erzählte ihnen die ganze
Geschichte, so wie sie ihnen jetzt klar geworden war.
Und die Leute draußen waren fasziniert!
Sie konnten alles nachvollziehen, was
Petrus erzählte. Sie konnten sich nun sogar selbst als Kinder Gottes
sehen. Und damit konnten Sie Jesus als den Auferstandenen sehen, der jetzt auch
in ihnen lebendig war.
Und sie fragten den Petrus, was sie denn
jetzt tun sollten.
Da gingen die Apostel hinaus und
vollzogen an ihnen, was Jesus ihnen für diesen Fall aufgetragen hatte: Sie
tauften alle, 3000, heißt es in der Apostelgeschichte.
Und damit begann die Geschichte des
Christentums.
Aber nicht nur das: Als nächstes gingen
Petrus und Johannes nämlich in den Tempel – und was dabei geschah,
wäre zuvor völlig undenkbar gewesen: Am Eingangstor saß einer,
der von Geburt an gelähmt war, und bettelte. Da sagte Petrus zu ihm:
„Geld habe ich keins, doch was ich habe, gebe ich dir: Im Namen Jesu steh
auf und geh!“ (Apg 3,6). Und der Gelähmte
stand auf und sprang umher.
Damit sind die Apostel in die
Fußstapfen Jesu getreten. Sie taten, was Jesus getan hatte. Sie hatten
das Angebot, Kinder Gottes zu werden, angenommen und waren echte Nachfolger
Christi geworden.
* * *
Und damit sind wir bei uns selbst. Was
können wir tun?
Nun ist es an uns, nach und nach voll zu
begreifen. Und das könnte bedeuten, dass auch wir zunächst das Leben
Jesu rekapitulieren, wie die Apostel es getan haben – und vielleicht wird
dann auch für uns sein Tod den Schock auslösen, der uns hilft, die
Barrieren unseres Alltagsichs zu durchbrechen und auf unseren göttlichen
Grund zu stoßen, der uns zeigt, was es heißt Kind Gottes zu sein
und als eine göttliche Erscheinung durchs weitere Leben zu gehen –
als wirkliche Nachfolger Christi.