Wozu Gott loben? Braucht Gott unser
Lob?
22.9.2015
Nein, Gott braucht unser Lob nicht – wir brauchen es!
Wir sind oft deprimiert oder ärgerlich. Das sind Stimmungen, in denen wir uns nicht wohl fühlen und es sind Stimmungen, die uns nicht gut tun.
Aber wie kommen wir heraus aus solchen negativen Stimmungen?
Indem wir uns an etwas Gutes erinnern. Und was gäbe es Besseres als diese wunderbare Welt, was gäbe es Besseres als unseren eigenen wunderbaren Körper, der vollautomatisch funktioniert, und der sich selbst repariert, wenn er verletzt wurde.
Der einzige Grund, warum sich manchmal etwas nicht selbst repariert, ist, dass wir unsere Selbstheilungskräfte geschwächt haben durch negative Gedanken und Stimmungen.
Erinnern wir uns: wie hat Jesus geheilt? Er hat zu den Kranken gesagt: keine Angst, Deine Sünden sind Dir vergeben.
Was sollen die Sünden mit Gesundheit zu tun haben?
Sehr viel, wenn nicht alles. Denn nichts nimmt uns unsere Selbstachtung so sehr wie unsere eigenen Fehler. Und wenn wir uns selbst verachten, schwächen wir unsere Abwehrkräfte. Wir machen uns anfällig für alle Bedrohungen innerer wie äußerer Art. Wir schwächen unsere Aufmerksamkeit und sind daher stärker auch Unfallgefahren ausgesetzt. Und wenn wir uns selbst nicht wertschätzen, haben auch Bakterien und Viren ein leichtes Spiel mit uns und unsere äußeren Feinde ebenso.
Wenn wir von negativen Gedanken beherrscht werden, schleichen sich Fehler in die Automatik unseres Körpers ein.
Und natürlich schleichen sich auch Fehler in unseren Umgang mit unseren Mitmenschen ein. Wir isolieren uns.
Weil wir uns selbst nicht mehr verstehen, verstehen wir auch die anderen nicht mehr und die anderen haben dadurch weniger Lust, etwas mit uns zu Unternehmen.
Selbstzweifel gewinnen mehr und mehr Macht über uns und schließlich breiten sich chronische Erkrankungen aus – eben solche, wie die sie hatten, die bei Jesus Hilfe gesucht haben.
Und da kam er mit seinem Spruch „keine Angst, Deine Sünden sind Dir vergeben!“
Aber das war nicht irgendjemand, der das sagte, und es war nicht einfach so dahin gesagt, wie von jemand, der gelernt hat, dass man sowas in solchen Situationen sagt, sondern es war von jemand gesagt, der genau sehen konnte, was mit diesen Kranken los war. Sie hatten ihre Selbstachtung verloren. Sie waren überwältigt von Selbstzweifeln. Sie glaubten nicht mehr, dass das Leben es gut mit ihnen meinte, sie meinten, sie wären verloren.
Und da hörten sie von jemand, von dem sie wusste, dass er wusste, was er sagte, ihre Sünden wären Ihnen vergebenen.
Und von einem Moment zum nächsten konnte sie das jetzt glauben, weil sie ja wussten, dass Gott barmherzig ist und weil es ihnen auf eine Weise gesagt wurde, die keinen Zweifel zuließ.
Und so wurde ihr gesamtes emotionales System augenblicklich in den Naturzustand zurückversetzt. Alle Systeme funktionierten wieder. Ihre Abwehrkräfte waren wieder voll da. Sie fühlten sich gut und ganz und stark. Sie waren geheilt.
Von was waren sie geheilt? Von ihren negativen Stimmungen, von ihren Selbstzweifeln, von ihren Zweifeln am Guten, von ihren Zweifeln am Leben, von ihren Vorwürfen gegen sich selbst und die Welt.
Von einem Moment zum nächsten hatten sie ihren Glauben an das Gute wieder gefunden und damit war tatsächlich alles wieder gut. Ein Wunder war geschehen, das aber eigentlich gar kein Wunder war, sondern einfach nur das Normale. Sie waren aus der Hölle zurückgekehrt in diese wunderbare Welt – durch einen einzigen Satz eines Mannes, dem sie glauben konnten.
Was aber können Menschen tun, die nicht das Glück haben, einem solchen Menschen zu begegnen?
Sie können selbst versuchen, aus ihrer Negativität herauszukommen. Natürlich können Sie das erst, wenn sie irgendwie darauf aufmerksam geworden sind, dass es für Sie eventuell noch eine andere Art und Weise geben könnte, sich und die Welt wahrzunehmen.
Sie haben vielleicht davon gehört, dass es Leute gibt, die Gott loben.
Wofür soll ich Gott loben, fragen Sie sich dann natürlich, wo in Ihrem Leben doch alles so trist und hoffnungslos ist.
Braucht Gott mein Lob? So etwas können Sie sich gar nicht vorstellen. Was muss Gott für ein Monster sein, dass er sich von einer Schar von Sklaven anhimmeln lässt, denken Sie vielleicht.
Aber dann schauen Sie sich vielleicht einige dieser Lobeshymnen an und entdecken, dass es darin ganz viel um die Schönheit der Natur geht, die sie selbst aber in diesen Tagen leider überhaupt nicht genießen können, weil es ihnen doch so schlecht geht.
Aber gelegentlich blitzt bei diesen Schilderungen des Schönen und des Guten in diesen Gebeten doch so etwas auf wie Erinnerungen an Zeiten, in denen Sie das auch so empfinden hatten können. Und die Momente, in denen diese Erinnerungen aufblitzen, tun gut.
Und so beginnt nach und nach die Erkenntnis zu dämmern, dass es in diesem Gotteslob gar nicht darum geht, ein lobessüchtiges, tyrannisches Monster zu loben, sondern selbst wieder mehr Zugang zu bekommen zu dem Schönen und dem Guten in der Welt.
Mehr und mehr merken sie, dass sie selbst es sind, denen das gut tut, wenn sie zurückfinden dazu, dass sie Dinge, Situationen und Menschen wertschätzen können.
Das Strahlen, dass sie nun im Außen mehr und mehr entdecken, erhellt nun auch ihr Inneres mehr und mehr. Sie fühlen sich nun nicht mehr ununterbrochenen deprimiert, da gibt es mehr und mehr helle Momente, ja sogar Freude blitzt ab und zu auf. Und sie beginnen, mehr und mehr auf die Schönheiten des Lebens zu achten, ja sie fangen sogar wieder an, diese Schönheiten zu genießen.
Der dunkle Schatten, der sie umfangen hatte, wird an manchen Stellen aufgehellt, wie wenn eine Wolkendecke sich lichtet. Ja manchmal kommt tatsächlich die Sonne durch und die Schönheit der Welt zeigt sich voll und ganz.
Aber zunächst nur vorübergehend.
Aber inzwischen haben Sie bemerkt, dass das Gotteslob, zu dem die Mönche aller Religionen mehrfach am Tag zusammenkommen, etwas mit diesen Menschen macht. Dadurch, dass sie sich mehrfach am Tag an die Schönheit dieser Welt und an das Wunder der Schöpfung erinnern, kann es ihnen gar nicht passieren, dass sie derart umnachtet werden.
Und von da an haben sie mit dem Gotteslob selbst eine geistige Medizin gefunden, die ihnen hilft, herauszugehen aus allen negativen Stimmungen und wieder mehr und mehr Freude zu empfinden, ihre Abwehrkräfte zu stärken und damit ihre Gesundheit, wieder fröhlich zu werden und auch gesellig und wieder den ganzen Schatz ihrer wunderbaren Fähigkeiten zur Verfügung zu haben und nun selbst wieder viel Gutes tun zu können, das anderen Freude macht, so dass nun auch von außen die Wertschätzung für sie wiederkehrt. Nun werden auch sie wieder gelobt, genau so wie sie gelernt haben, die anderen zu loben, von denen sie etwas Gutes bekommen haben.
So kann es sein, dass unsere Frage, wozu Gott unser Lob braucht nun auf ganz überraschende Weise beantwortet wurde:
Durch Wertschätzung kommt schließlich das, was wir wert schätzen zum Vorschein.